Idee: Matthias Grenda und Joerg Lehmann
Kurator: Stefan-Maria Mittendorf
Vernissage: Mi, 20.10.2021, 18 – 21 Uhr
Laufzeit: 21.10.2021 – 28.11.2021
Öffnungszeiten: Di – So 16 – 20 Uhr
Eintritt: 5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro
Foto: Joerg Lehmann, Lisa, 2020
Die in der Ausstellung versammelten Stimmen verhandeln die Rolle des Brotes als Motiv, als Objekt und als Werkstoff in Fotografie und Kunst. Das Brot hat in der kulturellen Entwicklung der Menschheit eine große Evidenz. Dazu gehört auch das Verständnis von Brot als Sinnbild für Leben in der jüdisch-christlichen Vorstellungswelt.
Seit dem 16. Jahrhundert wird Brot mit der Kunst in Zusammenhang gebracht. In der Malerei sind es vornehmlich religiöse und profane Werke, welche das Brot thematisieren. Das Bild „Die fette und die magere Küche“ von Pieter Breughel zeigt beispielhaft, wie Reichtum und Armut darüber entscheiden, was auf den Tisch kommt. Bis zur Moderne diente Brot vor allem als Motiv in der Stilllebenmalerei. Durch neue Kunstrichtungen wie Pop-Art, Nouveau Realisme und Aktionskunst erfuhr das Brot im Schaffensprozess der Künstler*innen einen grundlegenden Wandel. So hatte der Objektkünstler Daniel Spoerri 1961 in seinem Werk „Catalogue Tabou“ Müll in Brotteig eingebacken. Eine andere ungewohnte Perspektive auf einen gastlich gedeckten Tisch mit Brot schuf der Künstler mit seiner Assemblage „Eaten by Nobody“. Dieses Werk ist aktueller denn je, es verweist auf die signifikante Debatte über Lebensmittelverschwendung.
Die Essayausstellung „Ich bin das Brot“ präsentiert Werke von Joerg Lehmann (Berlin), Sonja Alhäuser (Berlin) und Janine Mackenroth (München) und thematisiert Brot sowohl als Grundnahrungsmittel im Wandel der Kulturen und Zeiten, als auch dessen gesellschaftliche Relevanz und ikonische Motivik.
Der Fotograf Joerg Lehmann dokumentiert und inszeniert das Lebensmittel in ganzer Evidenz. Seine Fotografien zeugen von einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Motiv. Die fünf in der Ausstellung präsentierten Serien „Alte Meister“, „Meine Kindheit“, „Panadero“, „Vintage“ sowie „Porträts“ bilden einzigartige fotografische und sinnstiftende Narrative über das Brot.
Sonja Alhäuser: Lieblingsbrot, Aquarellfarbe, Acrylfarbe, Bleistift auf Papier, 80 x 140 cm, 2021. Foto Bernhard Friese. © VG Bild-Kunst Bonn
Sonja Alhäuser zeigt eine Reihe von Bildzeichnungen und Objekte, in der das Brot als Symbol und eingebunden als eine Art Bildgebäck eine wichtige Rolle spielt. Unter anderem beschäftigt sich die Künstlerin inhaltlich mit der Prunkfeier zur Heirat von Renata von Lothringen und Erbprinz Wilhelm von Bayern im Jahr 1568. Dieses Prunkfest galt als Vorbild für viele europäische Hochzeitsfeiern. Aber auch die tragische Liebesgeschichte der Kurprinzessin Sophie-Dorothea von Braunschweig-Lüneburg und Graf Philipp Christoph von Königsmarck, dem letzten Erben von Schloss Agathenburg, wird von der Künstlerin in Zeichnung und Objekt übersetzt.
„You are what you eat“ lautet der Titel des Videos einer Performance der Künstlerin Janine Mackenroth, das während Ihres Aufenthalts als Artist in Residence im Jahr 2018 im New Yorker Stadtteil Brooklyn entstand. Auslöser für die Selbstperformance war Mackenroths Entdeckung des Snacks „Blue Chips“ der Firma „Garden of Eatin´“. Blue Chips werden aus biologischem Blaumais hergestellt. Die blaue Farbe und herzhafte Textur machen die Chips zu einem einzigartigen Snack. Nach der Performance wurde das Video in einer New Yorker Galerie gezeigt und an die Besucher*innen Tüten mit „Blue Chips“ ausgehändigt, um diese zu einer eigenen Essperformance gemäß dem Motto „You are what you eat“ zu animieren. Eine zweite Arbeit, die Wandinstallation „Chips“ wiederholt den Durchmesser und die Form der „Blue Chips“. In der wandfüllenden Arbeit wechseln sich die gestisch gestalteten runden Formen ab und referieren auf lackierte Fingernägel. Formal erinnert diese gestalterische Praxis an Werke von Damien Hirst und die berühmten „Polka Dots“ einer Yayoi Kusama. In Anlehnung an soziologische Methoden der gesellschaftlichen Kritik, reflektiert Mackenroth lackierte und abgebrochene Nägel jener Frauen, die zu Hungerlöhnen in den Nagelstudios dieser Welt abreiten. Die Wandarbeit „Chips“ besetzt die Ausstellung wie ein Statement und stellt damit Alltagswirklichkeit auf den Prüfstand.
Text: Stefan-Maria Mittendorf
Janine Mackenroth, You are what you eat, 2018. Foto Janine Mackenroth
Ausstellung, Vernissage und Begleitprogramm finden unter Vorbehalt nach den aktuellen Bestimmungen statt.
N381201 – Sonntagsseminar der MVHS mit Andreas Hasenjäger
So, 24.10.2021 11 bis 17 Uhr
Bäckerstr.14, München-Pasing
8 Plätze, 48,00 Euro zzgl. 11,00 Euro Materialgeld www.mvhs.de
von Harald Friedl, 2020, 94 Minuten
Filmvorführung und Gespräch mit dem Regisseur Harald Friedl
Aus dem Grundnahrungsmittel Brot ist ein Markenprodukt mit immer mehr Sorten und Anbietern geworden. Der Film „Brot“ bietet authentische Eindrücke in die heutige Welt des Brotes. Wir begegnen kleinen Handwerksbäckern wie auch Konzernchefs, die sich beruflich dem täglichen Brot verschrieben haben und stellen die Frage: Wie sehen sie die Zukunft unseres Brotes? Und: Was essen wir da eigentlich?
Di, 26.10.2021 19 Uhr
Eintritt: 8,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro
Anmeldung unter: s.mittendorf@pasinger-fabrik.com
N381217 – Sonntagsseminar der MVHS mit Andreas Hasenjäger
So, 07.11.2021 11 bis 15.30 Uhr
Bäckerstr.14, München-Pasing
8 Plätze, 37,00 Euro zzgl. 11,00 Euro Materialgeld www.mvhs.de
Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Guido Ritter, Prof. Michael Kleinert und Falko Hellmich
Guido Ritter ist Professor für Lebensmittelrecht, Lebensmittelsensorik und Produktentwicklung an der FH Münster und engagiert sich als Vorstandsmitglied im Institut für Nachhaltige Ernährung, in der Deutschen Gesellschaft für Sensorik und in der European Sensory Science Society. Seine Forschungsgebiete sind die „Entwicklung des Genusses und Geschmacks“, die „Wertschätzung von Lebensmitteln“, die „Nachhaltige Produktentwicklung“ sowie die „Verminderung der Lebensmittelverschwendung“. Professor Michael Kleinert ist Bäckermeister und Institutsleiter am Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation an der Hochschule ZHAW Life Sciences and Facility Management in Zürich. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Aromaforschung beim Brot. Falko Hellmich ist Brot-Architekt, Bäckermeister und Inhaber von Hellmich Baken, einem Unternehmen, welches nur natürliche und nachhaltige Rohstoffe und Backmischungen an Bäckereien in ganz Europa liefert.
Mi, 17.11.2021 19 Uhr
Eintritt: 8,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro
Anmeldung unter: s.mittendorf@pasinger-fabrik.com
Foto: Kathrin Koschitzki, 2020
Do, 18.11.2021 9 Uhr und 10 Uhr
7 Plätze pro Führung
Unkostenbeitrag: frei
Anmeldung unter: s.mittendorf@pasinger-fabrik.com
Eine Veranstaltung der Pasinger Fabrik GmbH in Zusammenarbeit mit Matthias Grenda, Mirepoix und Joerg Lehmann, Berlin. Begleitprogramm in Kooperation mit Julius Brantner, Brothandwerk und der Münchner Volkshochschule.