Kostenloser Stream zum Internationalen Tag der Pressefreiheit
in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern | Büro München
Julia Cortis (l., Foto: A. Timtschenko) und Chrisa Lazariotou (r., Foto: M. Birinci)
„Für alle, die mich im Gefängnis nicht vergessen haben“, ihnen widmete der inzwischen aus der türkischen Haft entlassene Journalist Deniz Yücel sein Buch „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“. Mindestens 74 Schriftsteller und Medienvertreter sollen derzeit in türkischen Gefängnissen inhaftiert sein (Quelle: platform24.org) – manche von ihnen ohne Aussicht auf Freilassung zu Lebzeiten. Die Türkei befindet sich auf der weltweiten „Liste der Pressefreiheit“ von Reporter Ohne Grenzen derzeit auf Platz 154 von 180 (auf Platz 159 beginnt die „Blacklist“ der Länder, die die unsichersten sind).
Obwohl sich Organisationen und Regierungen für einzelne Inhaftierte einsetzen – viele von ihnen sieht und hört man nicht mehr, sie haben kein Gesicht, keine Stimme. Deswegen will diese Lesung genau das tun: Texten Gehör verschaffen, die von türkischen SchriftstellerInnen und JournalistInnen im Gefängnis entstanden sind. Und dabei auf die Schönheit und Kraft der Literatur aufmerksam machen, die die Schreibenden wieder als Menschen wahrnehmen lässt und einen Einblick gibt in ihr Leben in Haft. Drei Autoren und eine Autorin – Asli Erdoğan, Deniz Yücel, Selahattin Demirtaş und Ahmet Altan – sollen dabei für die vielen anderen stehen, die ihre Bücher heute nicht selbst vorstellen können.
JULIA CORTIS arbeitet als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk, engagiert sich für Geflüchtete und Gedenkarbeit und veranstaltet musikalische Literatur- und Kabarettprogramme.
Die griechische Sängerin und Gitarristin CHRISA LAZARIOTOU ist eine Expertin für Musik des östlichen Mittelmeerraums. Zu ihrem Repertoire gehören Lieder der griechischen, türkischen und nahöstlichen traditionellen und klassischen Musik.
Christiane Schlötzer (l., Foto: SZ) und Dilşad Budak-Sarıoğlu (r., Foto: J. Moths)
CHRISTIANE SCHLÖTZER lebte zwischen 2001 bis 2021 fast zwölf Jahre in Istanbul, als Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung und des Züricher Tagesanzeigers, und zuletzt als Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya. Sie ist Mitgründerin des Vereins Journalisten helfen Journalisten, der verfolgte Journalistinnen und Journalisten unterstützt.
In Istanbul geboren und in Deutschland aufgewachsen, studierte DILŞAD BUDAK-SARIOĞLU Jura an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Nach ihrem Umzug in die Türkei 2011 arbeitete sie zunächst als CEO in einer Anwaltskanzlei, später dann als Producerin (u.a. für die ARD), freie Journalistin und Schriftstellerin. 2015 schloss sie ihre Schauspielausbildung bei den Şahika Tekand Studio Players in Istanbul ab. Wer sich für ihre aktuellen Projekte interessiert, kann am Freitag, 7. Mai, eine Performance von „Türkland“ online anschauen. Die Premiere wird um 21 Uhr türkischer Zeit (20 Uhr deutscher Zeit) auf der Youtube-Seite der Deutschen Botschaft Ankara ausgestrahlt. Diese können Sie unter folgendem Link aufrufen: https://www.youtube.com/channel/UCFzp… Das Stück basiert auf ihrem autobiografischen Roman und behandelt ebenso nachdenklich wie humorvoll die Themen Migration, Identität und deutsch-türkische Geschichte.
P.S.: Wichtig ist uns an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Türkei für diesen Stream nur als EIN Beispiel für den problematischen Umgang eines Staats mit der Pressefreiheit genommen wurde. Weltweit gibt es eine Vielzahl von Ländern, in denen JournalistInnen täglich mit Repressalien und Strafen von Zensur bis Haft für ihre Arbeit rechnen müssen.
Übrigens ist Deutschland auf der Rangliste, die von Reporter ohne Grenzen e.V. jährlich herausgegeben wird, dieses Jahr von Platz 11 auf Platz 13 abgerutscht.
Falls auch Sie einen Beitrag für den weltweiten Erhalt der Pressefreiheit leisten wollen, können Sie dies z.B. mit einer Spende an folgende Institutionen tun:
Journalisten helfen Journalisten e.V. —— www.journalistenhelfen.org
Spendenkonto: Stadtsparkasse München – IBAN: DE91 7015 0000 1002 757274 BIC: SSKMDEMM
Reporter ohne Grenzen e.V. —— www.reporter-ohne-grenzen.de
Spendenkonto: Berliner Volksbank – IBAN: DE26100900005667777080 BIC: BEVODEBB
Die Texte, die in diesem Stream gelesen wurden, stammen aus folgenden Büchern:
1. Deniz Yücel: Wir sind ja nicht zum Spaß hier. Reportagen, Satiren und andere Gebrauchstexte (Edition Nautilus, 2018)
2. Aslı Erdoğan: Haus aus Stein. Roman. (Penguin/Random House, 2019)
3. Selahattin Demirtaş: Morgengrauen. Storys. (Penguin/Randomhouse, 2018)
4. Ahmet Altan: Ich werde die Welt nie wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis. (S.Fischer Verlag, 2018)
Musik:
1. Bir Pür Cefâ Hoş Dilberdir / Music + Lyrics: Sultan III. Selim
2. Kapıldım Gidiyorum Bahtımın Rüzgarına / Music: Ali Rıza Bey, Lyrics: Ömer Bedrettin Uşaklı
3. Kaçsam Bırakıp Senden Uzak Yollara Gitsem / Music: Mehveş Hanım, Lyrics: Unknown
4. Margaritarenia mou / traditional Greek lullaby from Izmir
5. Bu akşam gün batarken gel / Music: Tatyos Efendi (Ekserciyan), Lyrics: Ahmet Rasim
Aufnahmeleitung, Technik und Schnitt: Andreas Hinterseher https://andreas-hinterseher.de/
Licht: Jo Hübner
HERZLICHER DANK AN ALLE, DIE DIESEN STREAM ERMÖGLICHT HABEN – BESONDERS AN DIE VERLAGE UND ALLE WEITEREN VERTRETER DER AUTOR*INNEN!
Eine Veranstaltung der Pasinger Fabrik in Kooperation
mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern | Büro München